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Testbericht "Wie füreinander geboren"

Von Klang und Kunst modifizierter Cambridge Vollverstärker 650A
von Marco Kolks (Hörerlebnis)

Kunst kommt von Können. Besteht dazu noch eine enge Verbindung zwischen Klang und Kunst, dann muss es klingen. Dafür sorgt Tony Bartl in Wolfrathshausen. Er modifiziert Cambridge-Vollverstärker und verhilft ihnen zum audiophilen Höhenflug.

Schon von Haus aus machen der 650 Amp beziehungsweise sein Nachfolger 651 eine gute Figur. Der Vollverstärker basiert auf einer diskreten Schaltung mit bipolarem Transistor. Angetrieben wird er durch einen beeindruckend großen Ringkerntransformator, der getrennte Abgriffe für linken und rechten Kanal zulässt. Verlustarme Polypropylen-Signalkondensatoren, Doppelgleichrichter und getrennte Stromversorgungen für Doppel-Mono-Betrieb sind weitere teure Spezifikationen. Entsprechend stabil ist über den gesamten Frequenzbereich die Ausgangsleistung mit rund 2 x 70 Watt an 8 Ohm. Auch beim Lautstärkepoti hat Cambridge nicht gespart und bei ALPs eingekauft. Die Kanalbalance bei niedrigen Pegeln ist sehr gut und in dieser Preisklasse nicht Standard. Anschlüsse sind auf der Rückseite des Verstärkers reichlich vorhanden: fünfmal Hochpegel zuzüglich einer Tapeschleife. Dort sitzen auch die Lautsprecheranschlussklemmen, ein kleiner Ein- und Ausschalter und die Anschlussdose für ein externes Netzkabel. Beeindruckend ist das stattliche Gewicht von 8,5 kg, wirkt der Verstärker optisch elegant und eher zierlich.

An dieser Stelle kommt Toni Bartl ins Spiel. Er verspricht durch seine Modifikationen eine klangliche Steigerung um ein Vielfaches im Gegensatz zum Serienprodukt. Das ist aus meiner Sicht eine echte Herausforderung, klingt das Original doch schon sehr gut und in Relation zum Preis unverschämt gut. Auf der To-do-Liste des bayrischen Entwicklers stehen die Verbesserung der Füße, des Gehäuses, des Netzteils, der NF-Buchsen, der Strombuchsen, der Signal- und Stromleitungen, der Verstärkerelektronik und der Potis. Vieles davon ist gute gemachte Handwerkskunst sowie der Abschluss von freien Ein- und Ausgängen, von Steuerausgängen oder das Austauschen der Sicherungen gegen höherwertige. Toni Bartl hüllt sich ob der genauen Vorgehensweise in Schweigen und will nicht so recht heraus mit der Sprache. Nun kenne ich ihn schon viele Jahre und der Klang seiner Produkte ist mir wohl vertraut. Deshalb vermute ich stark, dass des Pudels Kern in der Behandlung mit C37-Lack liegt und im gekonnten Einsatz der Klanghölzer, die zur Resonanzoptimierung beitragen sollen. Darüber hinaus wird sich Toni Bartl weitreichende Kenntnisse über Eigenschaften von Klanghölzern angeeignet haben, die er aus mir nachvollziehbaren Gründen nicht weitergeben will. Das hat nichts mit Zauberei zu tun, sondern gehört in die wohlgehütete Schublade mit den Geschäftsgeheimnissen.

Wenngleich Toni Bartl klanglich weit nach oben zu den Sternen greift, will er es nicht zeitgleich tief in die Taschen seiner Kunden. Deshalb bietet er vier Ausbaustufen des Verstärkers in vier Preiskategorien an, in denen der Cambridge 650A schon enthalten ist. Je nach Geldbeutel ist der schrittweise Aufstieg bis zum "Klang-Gourmet" möglich.

Hörerlebnis
Ich muss zugeben, dass ich mich auf diesen Verstärker gefreut habe. Höre ich doch seit geraumer Zeit in meinem kleineren Musikraum auch den entsprechend modifizierten CD-Spieler von Toni Bartl. Zusammen mit der Verkabelung und den Basen aus Wolfratshausen schnüre ich jetzt ein großes Klang und Kunst-Paket. Als Lautsprecher dienen abwechselnd der Avantera von Audio Physic sowie der Amethyst (2-Wege-Kompaktlautsprecher) von Artkustik auf LS-Ständern von Liedtke Metalldesign.

Toni Bartl behauptet, es käme nicht nur auf die Schaltung an. Sicherlich sei vorab eine sehr gute Technik von Nöten. Doch darüber hinaus müsse man sich mit klangrelevanten Details beschäftigen, die in der Summe aus einer sehr guten Technik auch noch eine sehr musikalische mache. Mit dem modifizierten Cambridge 650A stellt er seine These unter Beweis. Um es vorab zu sagen: In den letzten drei Monaten konnte mich dieser Verstärker begeistern, weil er wie nur wenige andere Geräte eine fließende, geschmeidige Musikalität auf hohem Niveau bietet. Zudem ist er im Einsatz universell und das zu einem Preis, den doch noch einige ausgeben können, wenn Musik für sie eine Leidenschaft ist.

Mit seinen 2 x 70 Watt an 8 Ohm ist der Klang und Kunst-Verstärker kein Leistungsriese, aber man kann ihn am Gros der Lautsprecher einsetzen, zumal ich die Ausgangsleistung subjektiv als kräftiger empfinde. Seine Faszination spielt der Verstärker vor allem an Wandlersystemen mit dynamischen Chassis aus. Er wird ob seiner klanglichen Eigenschaften nicht nur im Transistorlager punkten, sondern auch typische Röhrenliebhaber ansprechen. Letztere empfinden die Mitten als den schönsten und angenehmsten Teil des Frequenzspektrums. Nun besteht eine Stärke dieses Verstärkers darin, dass er seine "Schönheit" über den gesamten Übertragungsbereich gleichmäßig verteilt. Die Wiedergabe wird nicht nur zu den tiefen Tönen hin immer schwärzer bei gleichbleibender Kontur und Definition; dabei kennt er nicht die leider oft vorhandene röhrentypische Aufweichung des Grundtons. Er ist glaubhaft und schließt nach oben an feinziselierte Höhen an. Wie Tony Bartl das hinbekommen hat, das verdient Lob.

Weil der modifizierte Verstärker in Zusammenarbeit mit dem CD-Spieler und der Verkabelung diese Aufgabe so professionell meistert, klingt Hugh Masekela so herrlich emotional und authentisch ("Jabulani"; Jabulani heißt übersetzt: sich freuen oder Freude und Glück. Hugh Masekela, Weltmusiker der ersten Stunde, ist im Jazz- und Pop-Lager gleichermaßen populär. Er spielte mit Paul Simon, Miriam Makeba, Abdullah Ibrahim, Patti Austin, den Crusaders, Harry Belafonte, Dizzy Gillespie und unzähligen anderen Stars. Darüber hinaus veröffentlichte er unter eigenem Namen seit 1962 mehr als 30 Alben.). Masekelas Flügelhorn-Soli sind einfach, aber maßgeblich für die Entwicklung der melodischen Ideen in den einzelnen Songs. Er beginnt meist mit einer leichten Variation des Hauptthemas, verzweigt sich manchmal bis zu dem Punkt der harmonischen Zweideutigkeit, und kehrt schließlich zu der Hauptmelodie zurück. Das Album ist eine Sammlung traditioneller südafrikanischer Hochzeitslieder und um das Gefühl eines Dorffestes einzufangen, werden die Songs von bis zu zehn Backgroundsängerinnen begleitet. Der Klang und Kunst-Amp schenkt den Soli Leben und Kraft, der gesamten Abbildung eine hohe Durchhörbarkeit, wovon in erster Linie die Sängerinnen profitieren, sowie eine stabile Basis. Aus dieser Ruhe entsteht dann die Musik.

Der High-Ender wird sich darüber freuen, dass er diesem Verstärker eine Symphonie genauso wie eine kritische Stimmplatte anvertrauen kann. Bei der Wiedergabe gefällt mir auch die Räumlichkeit. Er weist weder jene papierdünne Ausgestaltung von räumlich tiefen Objekten auf, noch lässt er das Klanggeschehen auf den Lautsprechermembranen kleben. Die räumliche Bühne ist breit und vor allem tief, wobei ich den Eindruck habe, dass der modifizierte Cambridge in der Tiefe noch mehr kann als in der Breite. Instrumente sind fein voneinander getrennt, gleichzeitig aber nicht voneinander isoliert. Die Abbildung von Randi Tytingvad ("Grounding") ist mit Sicherheit eines: plastisch! Das Label Ozella hat wieder einmal exzellent produziert. Die Singer/Songwriterin, die hier ihrer Liebe zum Jazz und zum Chanson freien Lauf lässt, klingt glasklar, und sie steht greifbar vor mir im Raum. Ihre Stimme kommt rüber ohne Belegtheit, ohne falsche Ausdünnung und Sprödheit. Die Abbildung hat Körper und ist homogen.

Fazit: Einzeln ist der modifizierte Cam- bridge 650 A erstklassig, im Team mit CD- Spieler und Kabeln eine Wucht. Die Klang und Kunst-Produkte sind wie füreinander geboren und eine Bereicherung für die Branche.

Das Produkt: Modifizierter Vollverstärker Cambridge 650A
Preis: (Der Cambridge Azur 651A ist zu folgenden Preisen erhältlich.)
Amp1 inkl. NK1-Kabel für Aufsteiger: 1.260 Euro
Amp2 inkl. NK2-Kabel für Fortgeschrittene: 1.950 Euro
Amp3 inkl. NK3-Kabel für Klang-Profis: 2.760 Euro
Amp3-S12 inkl. NK3-S12-Kabel für Klang-Gourmets: 3.650 Euro
Ausgangsleistung: 2 x 70 Watt an 8 Ohm, Lautsprecher A und B einzeln schaltbar
Analoge Ein-/Ausgänge: 5 + Tape, Kopfhöreranschluss
Maße (BxLxH): 430 x 350 x 120 mm, Gewicht: 8,4 kg
Rauschabstand größer 92 dB, Standby-Schaltung mit kleinem 1 Watt Leistungsverbrauch großer Ringkerntransformator
Garantie: 5 Jahre
Hersteller:
Klang und Kunst, Toni und Romy Bartl
Barbezieuxstraße 1
82515 Wolfratshausen
Tel.: +49 (0)8171-407671
Fax: +49 (0)8171-407675
E-Mail: info@klang-und-kunst.de
Internet: www.klang-und-kunst.de

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Klang und Kunst modifizierter Cambridge Vollverstärker 650A